Aus: Artikel von Ingeborg Weser in: Robert Benninga et al.: Is het een tegenslag of juist een kans, Kosmos 2014
Dein bester Freund schweigt in allen Tonarten, alle im Team sind gegen deine Vorschläge, dein Chef macht viel zu viele kritische Kommentare über dich, dein Partner scheint dir immer mehr fremd zu sein...Rückschläge in persönlichen Beziehungen tun weh. Wir fühlen uns ausgeschlossen, allein gelassen, abgelehnt, kritisiert, herabgesetzt oder betrogen. Rückschläge in Beziehungen zu anderen können eine Quelle von Stress sein, uns stören, uns Angst machen. Das ist übrigens ganz normal und nicht verwunderlich.
Menschen brauchen Menschen. Wir wurden als soziale Wesen geboren, wir brauchen Menschen, damit wir uns sicher und verbunden fühlen können. Jeder, der mit Kindern zu tun hat, weiß, dass dies auch für Kinder gilt. Kinder entwickeln sich gut, wenn sie sich von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten gewollt und akzeptiert fühlen. Wenn sie von einem verständisvollen Elternteil in ihrer emotionalen und intellektuellen Entwicklung begleitet werden. Aber auch Erwachsene brauchen den menschlichen Kontakt. Dazugehören, für andere wichtig sein, sich akzeptiert und respektiert fühlen, sind Grundbedürfnisse, die sich tief in unser Gehirn eingebrannt haben. Nicht umsonst bauen wir uns einen Freundeskreis auf, pflegen Kontakte zur Familie, sind Mitglied in Vereinen, verbrüdern uns, wenn die Fußballnationalmannschaft spielt. Ein gut funktionierendes Team am Arbeitsplatz ist eine Quelle der Motiavtion und Arbeitszufriedenheit, wir identifizieren uns mit dem Unternehmen, dem wir angehören und nicht zuletzt suchen wir Lebenspartner und gründen Familien. Das Bedürfnis, uns an Menschen zu binden, ist seit Beginn unseres Lebens Teil unserer psychologischen Grundausstattung.
Probleme in einer Liebesbeziehung sind beängstigend
Dies gilt insbesondere für unsere Lebenspartner. Gerade in einer Gesellschaft, die Wert auf Mobilität und Individualisierung legt, wird die Stabilität der Bindung zwischen Partnern von vielen Menschen zurecht als besonders wichtig erlebt.
Jan und Mareike sind seit 15 Jahren verheiratet. Sie haben Kinder bekommen, Karriere gemacht, ein Haus gekauft. Viele Jahre erlebten sie die Beziehung als äußerst glücklich. Die Bindung zwischen ihnen war stark, zusammen konnten sie Schwierigkeiten und Probleme gut verkraften. Sie fühlten sich emotional sicher miteinander. Es war klar: „Wenn ich dich brauche, bist du für mich da.“ Es gab Vertrauen, beide interessierten sich für das Leben und die Vision des anderen, sie konnten verletzlich sein und zusammen weinen und zusammen lachen. Ausgehend von einem Wir-Gefühl konnte jeder seinen eigenen Weg gehen, sein eigenes Leben führen und sich weiterentwickeln. Wie schön war es, darauf zu vertrauen, dass das Zuhause emotional solide war.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen in einer als stabil und sicher erlebten Liebesbeziehung entspannter, zufriedener, erfolgreicher und gesünder sind. Sie leben sogar länger! Wenn wir, wie oben beschrieben, andere Personen brauchen, dann gilt dies natürlich insbesondere für den Partner. Schließlich ist er oder sie die wichtigste Person in unserem Leben.
Vor fünf Jahren erlebten Jan und Mareike einen Rückschlag. Jan hatte seine eigene Firma aufgebaut. Es lief immer weniger gut. Jan arbeitete noch mehr Stunden als zuvor, schlief schlecht, reagierte gereizt auf Mareike und die Kinder und verbrachte Abende vor dem Computer. Mareike verstand anfangs, was Jan tat, sie ließ ihm freien Lauf, übernahm viele Aufgaben, fing aber auch an, Stresssymptome zu entwickeln. Das Band zwischen ihnen wurde immer dünner. Als wären sie zwei Inseln ohne eine verbindende Brücke. Es gab Streit, manchmal über die trivialsten Dinge, und ein Gefühl von Kälte und Distanz. Mareike hatte keine Lust mehr auf Sex und Jan zog sich immer mehr zurück.
Wenn die Bindung zwischen Partnern über einen zu langen Zeitraum zu dünn wird, sind wir tief betroffen. Das Gefühl emotionaler Geborgenheit und Verbundenheit erscheint plötzlich wie dünnes Eis. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Menschen in dieser Situation als Reaktion auf das Gefühl „Es besteht Gefahr“, Pass auf, Tu was“ Stresshormone produzieren. Wenn wir drohen, die Verbindung zu der wichtigsten Person in unserem Leben zu verlieren, macht uns das ängstlich und unruhig.
Angst ist ein Gefühl, das die meisten von uns lieber nicht empfinden würden. Unsere Psyche „schützt“ uns davor und geht sofort in Aktion, also „Verhalten“. Wir TUN etwas, um mit dieser Situation umzugehen.
Wenn es in der Liebe schief geht
Mareike ist wütend. Jan hat zum x-ten Mal vergessen, ihre Tochter vom Ballett abzuholen. Sie wird wütend: „Dass ich scheinbar nicht mehr zähle und ich den ganzen Haushalt alleine schaffen muss, das ist schon schlimm genug, aber dass du deine Tochter einfach vergisst, das geht wirklich zu weit…“ Jan sieht das Feuer in ihren Augen und richtet sich auf: „Jetzt geht das schon wieder los, ich kann dieses Gejammer wirklich nicht mehr hören. Ich arbeite wie ein Verrückter, aber ja, das ist anscheinend selbstverständlich“. Er dreht sich um, knallt die Tür hinter sich zu und geht die Tochter abholen. Abends ist er nicht mehr im Wohnzimmer zu finden. Am Computer ist ja immer was zu tun.
Was TUN wir, wenn wir uns zu oft emotional von unserem Partner entfernt fühlen? Wenn die tiefe Angst in uns lauert, den anderen zu verlieren? Die kanadische Paartherapeutin Sue Johnson (2009) hat diese Verhaltensmuster untersucht und beschrieben. Sie nennt diese typischen Reaktionsmuster „Teufelsdialoge“. Teufelsdialoge führen zu mehr Distanz und dazu, dass beide Partner leiden. Sie neigen dazu, sich zu wiederholen, und es ist nicht einfach, sie zu beenden. Der bekannteste „Teufelsdialog“ ist „De Protest Polka“: Ein Partner, meist die Frau, reagiert verärgert: Mareike kritisiert, macht Vorwürfe, sagt Jan, was er verbessern soll, zeigt ihr Missfallen, besteht darauf, dass er zuhört und lässt nicht locker, gibt Stiche unter die Gürtellinie und äußert Drohungen. Sie tut dies, weil sie verzweifelt Kontakt sucht. Eigentlich will sie nicht so wütend sein, aber es scheint, als hätte sie keine Kontrolle darüber. Sie hat all die Monate viel zu viel mit sich herumgetragen, ihre Wut ist ein letzter verzweifelter Versuch, an den Mann heranzukommen, der ihr Geliebter war. Sie hämmert gegen eine geschlossene Tür, sie schreit nach einer Antwort – jede Antwort ist besser als keine Antwort.
Jan beteiligt sich an diesem teuflischen Dialog: Manchmal wird er auch wütend, er verteidigt seinen Standpunkt, manchmal versucht er ruhig und rational, Mareike klarzumachen, dass sie falsch liegt. Jan zieht sich zurück, innerlich und äußerlich. Er erstarrt innerlich, hört auf zuzuhören und geht früher oder später tatsächlich woanders hin. Der Computer und die Arbeit sind für ihn in dieser Situation wahre Zufluchtsorte. Jan tut das alles, weil er sich und die Beziehung eigentlich schützen will. Er hat Angst, dass alles aus dem Ruder gerät, wenn er auch wütend wird. Er will nicht, dass es noch schlimmer wird. Von außen sieht es so aus, als ob er ruhig bleibt oder es ihm nicht so viel ausmacht, aber innerlich strömen die Stresshormone durch seinen Körper.
Es ist nicht einfach, diese Teufelsdialoge zu stoppen. Einige Paare schaffen es, die Beziehung zu reparieren: Diese Paare schaffen es, sich emotional nicht zu verlieren, auch unter stressvollen Umständen. Andere sind weniger erfolgreich, es ist zu viel passiert, um einander vertrauen zu können. Dann ist es wichtig, sich Unterstützung zu suchen. Manchmal helfen Gespräche mit Freunden, manchmal ist es einfacher, einen neutralen Professional hinzuzuziehen. Ein Beziehungskurs oder Partnergespräche können dem Paar die Augen öffnen und ihm helfen, die Schwierigkeiten zu überwinden.
5 Schritte zu einer sicheren Verbindung mit dem Partner
Jan und Mareike merken, dass sie es nicht alleine hinkriegen. Sie suchen professionelle Hilfe. Sie wollen lernen, die Teufelsdialoge zu beenden und die sichere Verbindung wiederherzustellen.
1. Liebe und sichere Verbindung verstehen
Der erste Schritt, um einander näher zu kommen, ist, dass sich die Partner bewusst sind, dass sie in eine schreckliche Negativspirale geraten sind, die gestoppt werden muss, bevor es zu spät ist. Sobald dieser Schritt gemacht ist, finden es die meisten Paare sehr erleichternd, wenn sie erkennen, dass ihre Reaktionsweisen sehr verständlich sind, dass Teufelsdialoge in den besten Beziehungen vorkommen und dass es Möglichkeiten gibt, sie zu beenden.
Jan ist völlig überrascht, als er versteht, dass seine Art zu reagieren nicht selbstverständlich ist, sondern dass er tatsächlich eine Wahl hat. Er ist erleichtert, dass Mareike anscheinend nicht böse auf ihn ist, weil er sich so unmöglich verhält, sondern weil sie versucht, ihn auf diese Weise zu emotional zu erreichen. Mareike erkennt, dass Jans Rückzugsverhalten nicht bedeutet, dass er sie nicht mehr mag, sondern dass er unter der Distanz zwischen ihnen beiden leidet und die Beziehung eigentlich vor einer weiteren Eskalation bewahren möchte.
2. Kennenlernen der Teufelsdialoge
Teufelsdialoge sind so hartnäckig, weil Partner in Stresssituationen die Tendenz haben, den anderen als den Schuldigen anzuweisen. Es ist viel einfacher, sich auf die Fehler des anderen zu richten als sich mit seinem eigenen Verhalten zu konfrontieren. In Schritt 2 geht es genau darum: „Was MACHE ich eigentlich in Streit- oder Trennungssituationen? Welche Rolle nehme ich in der Dynamik zwischen uns beiden ein?“ Es geht also nicht um den Inhalt oder den Anlass des Streits, sondern darum, wie beide im Allgemeinen damit umgehen.
Mareike sagt dazu: „Wenn ich die Verbindung zu dir verliere, fange ich an, mich zu beschweren, zu fragen, zu kritisieren usw. Je mehr du mich dann als bedrohlich oder gefährlich erlebst, desto mehr ziehst du dich zurück, du grenzt mich aus, du machst dann die Schotten dicht.“ Jan sagt: „Wenn du wütend auf mich wirst, dann wehre ich mich, dann sage ich dir, dass du zu emotional bist, und dann ziehe ich mich zurück, flüchte in meine Arbeit oder in mein Hobby und mache Abstand zu dir.“ Als Jan sich auf diese Weise von Mareike distanziert, erlebt sie ihn als noch weniger zugänglich und sie wird noch wütender. Mit der Folge, dass Jan noch mehr in seinem Schneckenhaus verschwindet. Irgendwann zieht sich auch Mareike zurück. Dann wird das Haus still – beängstigend still.
3. Die Schmerzpunkte finden
Nachdem Jan und Mareike ihre Verhaltensmuster kennengelernt haben, gehen sie noch einen Schritt weiter. Sie untersuchen, welche Gefühle und Gedanken ihnen während der Teufelsdialoge tatsächlich durch den Kopf gehen.
Mareike sagt zu Jan: „Als du unsere Tochter vergessen hast, wurde ich sauer auf dich, eigentlich weil ich mich lange Zeit sehr allein gelassen gefühlt habe. Eigentlich fühle ich mich einsam, ich vermisse dich so sehr. Ich denke dann: 'Ich bin ihm anscheinend nicht mehr wichtig'. Jan sagt: „Wenn du sauer auf mich bist, macht mir das richtig Angst. Ich denke dann: ‚Ich mache es nicht richtig, ich kann sie nicht mehr glücklich machen. In ihren Augen bin ich ein Versager.‘ Es ist nicht schön, das zu bemerken, tief im Inneren fühle ich mich verzweifelt und völlig falsch. Ich mache es einfach nicht richtig."
Wir alle haben Schmerzpunkte. Sie sind wie ein blauer Fleck, den wir kaum bemerken, nur wenn er berührt wird, tut er weh. Schmerzpunkte lassen in unserem psychologischen System Alarmglocken läuten. 'Pass auf. Hier tut was weh! Tue was!‘ Wut oder Rückzugsverhalten dienen dazu, uns vor dem diesbezüglichen Schmerz zu schützen: So entstehen Teufelsdialoge!
Schmerzpunkte sind universell. Jeder kennt sie. Sie wohnen in jedem von uns und tauchen leichter auf, wenn wir uns verletzlich fühlen, unter Stress stehen und wenn uns jemand wichtig ist. Kein Wunder, dass unser Partner, schließlich die wichtigste Person in unserem Leben, versehentlich unsere wunden Stellen berühren kann! Bekannte Schmerzpunkte können sein: sich verlassen fühlen, nicht gewollt sein, im Stich gelassen oder abgelehnt fühlen, nicht gut genug sein, nicht wichtig sein, als jemand gesehen werden, der falsch ist und versagt. Oft sind Gefühle wie Scham, Schuld, Angst und Traurigkeit damit verbunden.
Es ist nicht einfach, sich dieser Schmerzpunkte bewusst zu werden und schon gar nicht, sie mit dem Partner zu teilen. Wenn das funktioniert, fühlt sich die Verbindung sofort viel sicherer an. Wenn wir es wagen, uns unserem Partner zu öffnen, ist das für ihn oder sie ein besonderes Geschenk, ein Beweis für wachsendes Vertrauen.
4. Wir beide gegen die Teufelsdialoge
In Schritt 4 beginnen die Partner, die Teufelsdialoge zu erkennen, sie beginnen zu verstehen, dass und wie sie beide dazu beitragen, und der Wunsch wächst, sie gemeinsam zu beenden. Beide fühlen sich nicht mehr hilflos ausgeliefert. Sie können WIRKLICH etwas tun!
Jan und Mareike haben sich verabredet, gemeinsam essen zu gehen. Mareike hat sich schön gemacht, die Kinder sind bei Freunden, nur Jan ist zur vereinbarten Zeit nicht da. Als er angerannt kommt, sagt Mareike: „Na, das fängt ja gut an, hast du unseren Termin vergessen?“ Jan hört den vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme und spürt seinen alten Zorn hochkommen. Er holt tief Luft und sagt: „Wir könnten jetzt in einen Teufelsdialog landen, sollen wir probieren, es anders hinzukriegen?“ Mareike zögert kurz, willigt dann aber ein. „Ich hatte mich so auf unser Abendessen gefreut, wenn du dann zu spät kommst, dann denke ich sofort, dass ich dir anscheinend doch nicht wichtig bin.“ Jan sagt: „Ich finde es sehr ärgerlich, dass ich zu spät komme. Ich stand im Stau und mein Handy war leer. Ich finde es auch toll, mit dir zusammen auszugehen. Ich ziehe mich jetzt um und los geht's, okay?“
5. Verletzlichkeit zeigen
Die emotionale Bindung zwischen Partnern wird stabiler und sicherer, wenn sie den Mut aufbringen, sich dem anderen zu öffnen, verletzliche Seiten zu zeigen und zu erleben, dass der andere mit Verständnis und Wärme reagieren kann. In diesen Gesprächen ist der Partner in der Lage, ‚mit dem Aufzug eine Etage tiefer zu fahren‘ und in Kontakt zu kommen mit seinen tiefsten Ängsten und Bedürfnissen– den Bedürfnissen, die tatsächlich der emotionalen Energie zugrunde liegen, die die Teufelsdialoge antreibt.
Jan sagt: „Wenn du wütend auf mich bist, verteidige ich mich zuerst und schließe mich dann von dir ab. Tief im Inneren habe ich allerdings Angst, dass ich dich enttäusche. Ich habe dann das Gefühl, dass ich in deinen Augen enttäuschend bin und versage. Das ist mein wunder Punkt. Meine größte Angst ist, dass du denkst, dass ich nicht gut genug bin und du mich deshalb irgendwann verlässt. Dass es mit dem Geschäft schlecht läuft, fühlt sich auch irgendwo wie ein Scheitern an. Wenn du dann auch noch an mir zweifelst, fühlt es sich verheerend an, ich kann damit nicht umgehen. Wenn ich diese Angst spüre, würde es mir sehr guttun, wenn du mich beruhigen würdest. Dass du sagst: “Ich liebe dich und ich bleibe bei dir, auch wenn du manchmal was falsch machst oder Dinge nicht so laufen, wie wir uns das wünschen. Wir schaffen das zusammen.“ Mareike bekommt Tränen in die Augen und sagt, dass sie stolz darauf ist, wie er sein Bestes gibt und dass er es nicht alleine tun muss. "Ich bin bei dir und zusammen sind wir stark."
Jetzt ist Mareike an der Reihe: „Wenn du emotional nicht erreichbar ist, werde ich schnell wütend und vorwurfsvoll, aber eigentlich fühle ich mich einsam und allein. Ich denke dann, dass ich dir scheinbar nicht wichtig bin. Meine tiefste Angst ist, dass du das wirklich denkst: dass du meine Wünsche nach Kontakt und Nähe eigentlich kindisch und lächerlich findest und mich ablehnst. Dass ich dich für immer verliere und als die kleine, dumme, unbedeutende Frau zurückbleibe. Wenn ich diese Angst spüre, fühle ich mich wirklich sehr klein und bedürftig. Es ist dann sehr verletzlich und gefährlich für mich, darüber zu sprechen. Was ich wirklich brauche, ist, dass du mich für einen Moment in den Arm nimmst. Es braucht buchstäblich nur einen Moment. Dann spüre ich, dass du mich so akzeptierst, wie ich bin und dass wir wieder zusammen sind.“ Jan nimmt Mareike zärtlich in den Arm: „Ich wusste nicht, dass du dich so verletzlich fühlst, ich habe nur deine Wut gesehen… Alles ist gut, mein Schatz, du warst immer meine Liebste und wirst es immer sein…“.
6. Intimität und Sex wiederentdecken
Wenn ein Paar sich in Teufelsdialogen verwickelt hat, zeigt sich das meistens auch in seiner Sexualität. Paare, deren Bindung nicht sicher ist, haben auch keine angenehme Intimität. Sie erleben sich hauptsächlich als Feinde. Und Feinden gibt man sich nicht bloß! Es wird noch komplizierter, weil Männer im Allgemeinen dazu neigen, sich über Sex mit dem Partner zu verbinden, während Frauen eher für Sexualität offen sind, wenn sie sich emotional sicher fühlen.
Bevor Jan und Mareike anfingen, an der Beziehung zu arbeiten, war Sexualität ein heißes Thema. Jan machte Avancen, aber Mareike verstand die Welt nicht mehr: „Warum willst du Sex mit mir, wenn wir meilenweit voneinander entfernt sind? Bin ich nur gut genug für deinen Orgasmus?“ Für Jan war der Sex der Beweis, dass es zwischen ihnen noch gut genug war, für Mareike, dass er sie überhaupt nicht mehr respektierte.
Nachdem beide die Teufelsdialoge überwunden hatten und wieder verletzlich und offen sein konnten, gibt es wieder Raum für Sex und Intimität. Tatsächlich ist ihr Sex besser denn je: näher, verspielter, mit Lust und Liebe.
Zum Abschluss
Rückschläge in der Liebesbeziehung? Nimm sie ernst! Und gehe sie an! Die Zeit heilt in diesem Fall nicht alle Wunden. Im Gegenteil: Wenn man nicht rechtzeitig damit anfängt, stapeln sich negative Erfahrungen auf. Und dann zerstörst du unter Umständen was dir doch eigentlich lieb ist.
Was tun
• Nimm dir regelmäßig Zeit für ein gutes Gespräch zwischen dir und deinem Partner: Spreche über dich selbst und was in euch vorgeht. Es geht dabei nicht um Gesprächsthemen wie Kinder, Finanzen und andere Haushalts- oder Geschäftsthemen. Es geht echt nur um dich und um deinen Partner!
• Schätze die kleinen Rituale, die eine Beziehung am Leben erhalten: z.B. ein Kuss beim Abschied oder Wiederkommen, ein Telefonat zwischendurch, ein gemeinsames Abendessen, gelegentliche zärtliche Berührungen und die interessierte Frage: Wie geht es dir? Was hast du auf dem Herzen?
• Teufelsdialoge? Bekämpfe sie zusammen als ein Team!
Was lieber lassen
• Lass dich nicht von Scham („Ich möchte nicht, dass uns jemand so sieht“) oder Stolz („Ich bin doch kein Schwächling“) definieren. Lege dein Ego auf Eis und hole dir Hilfe, wenn ihr es alleine nicht schafft.
• Denke nicht ständig: „Es ist ja nicht so schlimm“ oder „Es wird schon wieder“. Wunden, die eitern, sind schwer zu heilen. Eine Scheidung ist sehr schmerzhaft und kostet auch viel Geld.
• Gib die Hoffnung nicht auf, verlass dich auf deine Spannkraft!
Empfohlene Literatur:
Dr. Sue Johnson: Halt mich fest – Sieben Gespräche für eine engere und sicherere Beziehung. Kosmos, 2009.
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